Josef Kieslich

Fotografische Reflexionen zwischen Zerstörung und Hoffnung

Bei meiner Annäherung an das Thema „Does The Ground Remember“ empfinde ich es als Herausforderung, eine eigene Bildsprache zu entwickeln, die einerseits die traumatischen Erlebnisse der Menschen und die Wunden, die die Bombenabwürfe in der Natur hinterlassen haben, sichtbar macht. Andererseits gilt es, den Übergang von Zerstörung zu Heilung und von Verlust zu Hoffnung zu symbolisieren. Dabei beziehe ich auch die Installationen, Skulpturen und Performances der Künstlerinnen und Künstler in meine Fotos ein. In einem Prozess der Defragmentierung der Kunstwerke werden diese zu neuen Composings zusammengesetzt, so dass sich daraus neue collagenartige Bildkonstellationen ergeben.

Die Kombination verschiedener fotografischer Techniken ergeben z. T. ikonografische Verknüpfungen von ästhetischer Ambivalenz zwischen Harmonie und Konfrontation mit den Schrecken des Krieges. Es entsteht ein visueller Dialog zwischen den im Boden eingebrannten Kratern und den leuchtenden Farben und der Ästhetik von Farbverläufen als Metapher für das Erkennen von Schönheit inmitten der Zerstörung.

Es genügt, einige Fragmente des Bombenkraters oder die Installationen, Skulpturen und Performances der Künstlerinnen und Künstler in die abstrakte Bildkomposition zu platzieren, um die Aufmerksamkeit der Betrachterinnen in den vorgegebenen kontextuellen Rahmen zu lenken.

Die Betrachter*innen haben die Freiheit, eigene Interpretationen für das Aufeinanderprallen von traumatischer Erinnerung und Trost, von Zerstörung und Neubeginn zu entdecken.


Vita

Josef Kieslich setzt sich seit ca. 15 Jahren mit der Fotografie auseinander. In seiner fotografischen Entwicklung strebt er an, Sehgewohnheiten zu überwinden und neue Sehweisen zu entwickeln.

Dabei experimentiert er mit ungewöhnlichen Perspektiven, unterschiedlichen Techniken wie z.B. ICM (Intentional Camera Movement), Doppel- oder Langzeitbelichtungen sowie Composings. In diesem Prozess wurden seine Fotoarbeiten immer abstrakter, wobei das Gegenständliche in seinem Bedeutungsgehalt mehr zurück tritt und eine assoziativ-kreative Betrachtung von Farben, Farbverläufen und ihrer Symbolik ermöglicht wird. Diverse Workshops bei renommierten Fotografen unterstützten diese Entwicklung.