Rolf Ebert

KunstKrater – Bilderwelten gegen das Vergessen!

Die meisten Bombenkrater aus dem 2. Weltkrieg haben 80 Jahre nach ihrer Entstehung nichts Bedrohliches mehr. Sie sind eher unscheinbar, oft nur sanfte Mulden im Wald – man kann sie übersehen. Andere beeindrucken durch mehrere Meter Durchmesser und Tiefe. Im Winter und im Frühjahr sind sie meist mit Wasser gefüllt, kleine Seen im Waldboden, in denen sich die Bäume spiegeln. Im Sommer und Herbst sind sie oft ausgetrocknet, dann erinnern sie an Trichter. In fast allen Kratern findet sich auch heute noch kaum Pflanzenbewuchs, vor allem keine Bäume. So wie auf einer Narbe meist keine Haare mehr wachsen.

Der Boden hat sich offensichtlich durch die Detonationen sehr nachhaltig verändert. Die Zerstörungen durch den Menschen wirken bis heute nach. Achtzig Jahre genügen nicht, um das Geschehene vergessen zu machen.
Und es darf auch nicht vergessen werden!

Ich persönlich könnte nie als Kriegsfotograf arbeiten, um das allgegenwärtige, von Menschen gemachte Grauen auf unserer Welt zu fotografieren. Und ich mag mir solche Bilder auch nicht anschauen, ich ertrage dieses Elend nicht. Deshalb habe ich versucht, den Wald mit seinen Bombenkratern so zu fotografieren, dass man sich diese Bilder anschauen mag. Ästhetik ist mir sehr wichtig, auch bei schwierigen Themen. Ich möchte ja, dass sich die Menschen mit diesen Bildern auseinandersetzen, über das Geschehene nachdenken, immer wieder – und dafür muss man sich die Bilder auch anschauen wollen – immer wieder!

Oft möchte ich Situationen oder Stimmungen zeigen, die sich gar nicht ohne weiteres fotografieren lassen. Deshalb arbeite ich sehr viel mit bewegter Kamera oder langen Belichtungszeiten und baue auf diese Weise in meine Bilder auch den Faktor Zeit ein. Alle meine Fotos bearbeite ich in der „digitalen Dunkelkammer“ mehr oder weniger intensiv nach, auch in Form von digitalen Mehrfachbelichtungen und Composings. Es sind keine Schnappschüsse, sondern sehr bewusste Ansätze, meine Vorstellungen, Ängste und Hoffnungen in Bilder zu verwandeln, die dem Betrachter mehr erzählen als „so ist es“.


Vita

Dr. Rolf Ebert studierte nebenberuflich am IBKK Design- und Kunstzentrum in Bochum Fotodesign und arbeitet dort seit 2023 in der Meisterklasse von Marie-Theres Nießalla. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit experimenteller Fotografie und entwickelte ein besonderes Faible für die Fotografie mit bewegter Kamera. Seit 2018 zeigt er seine Werke in zahlreichen Gruppen- und bisher acht Einzelausstellungen.

Als begleitender Fotograf war er an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und ist projektbezogen als Dozent an der VHS tätig.